„Kunstmuseen
unterliegen im Unterschied zu anderen Bildungsinstitutionen keinem von
außen
festgelegten Curriculum. Dadurch eröffnen sich besondere
Möglichkeiten dafür,
dass Museumsbesuchende ihre Interessen in die Kunstvermittlung
einbringen und
sie mitgestalten. Für diese Bildungsprozesse ist es von
zentraler Bedeutung, dass
die Kunstvermittelnden sich die Frage der Qualität stellen,
ihre Haltung und die
Maßstäbe des eigenen Handelns
reflektieren“, so Julia Hagenberg, Leiterin der
Abteilung Bildung der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen.
Die Frage nach
der Qualität der Kunstvermittlung wird seit einigen Jahren
heftig diskutiert (Liebald
2010; Fuchs 2014; Rat für Kulturelle Bildung 2014; Fuchs
2015). Sie ist wichtig
und nicht leicht zu beantworten: Sehr unterschiedliche
Qualitätsdiskurse
bestehen nebeneinander (Rat für Kulturelle Bildung 2014, S.
100 ff.; Fuchs
2014), beispielsweise über Rahmenbedingungen oder
Qualitätsmanagement, und
häufig sind Fragen nach Qualität mit Fragen nach der
Legitimation von
Kunstvermittlung verbunden (ebd.). Auffällig selten wird die
Qualität
pädagogischer Interaktionen fokussiert.
An diesem Punkt
setzt eine Kooperation zwischen der Fliedner Fachhochschule
Düsseldorf und der
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen an. Gemeinsam stellen wir die Frage
nach der
Qualität pädagogischer Interaktionen in der
Kunstvermittlung: Nach welchen
Qualitätsmaßstäben werden
pädagogische Interaktionen gestaltet? In einem umfassenden
Projekt werden diese normativen Orientierungen reflektiert: Woran
orientieren
sich Pädagoginnen und Pädagogen bei ihrer
Tätigkeit im Museum? Sind es beispielsweise
pädagogische Ansätze, Vorstellungen von
Besuchendenerwartungen, institutionelle
Rahmenbedingungen, pragmatische Aspekte?
Das Projekt
konzentriert sich auf die pädagogische Arbeit im
‚Kleinen Studio‘ der
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen,
einer Werkstatt für Frühpädagogik im K21
Ständehaus. Sie wurde im November 2012
eröffnet und
ist speziell
auf die Bedürfnisse von Kindern ab zwei
Jahren zugeschnitten. Als anregende
Umgebung konzipiert, ist
die Ausstattung darauf ausgerichtet, die
Selbstbildungsfähigkeit der Kinder,
ihre Neugier und ihren Forscherdrang zu unterstützen. Im
Projekt wird zunächst
in einer Auftaktveranstaltung mit den Pädagoginnen und
Pädagogen, der Leitung der
Abteilung Bildung und der Hochschule versucht, die eigenen
Orientierungen
aufzuspüren, zu verorten und zu diskutieren. In der zweiten
Projektphase werden
mit Hilfe von Studierenden pädagogische Angebote beobachtet
und im Hinblick auf
die Orientierungen analysiert. Diese Beobachtungen werden dann im
dritten Schritt
gemeinsam betrachtet und diskutiert, um die anfangs theoretisch
formulierten
Orientierungsmuster im Lichte der pädagogischen Praxis zu
reflektieren.
Ziel ist es, Orientierungsoptionen zu sichten, eigene normative Orientierungen transparent zu machen und Kunstvermittlung in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen (selbst-) reflektierter zu praktizieren. Die Projektpartner streben damit auch eine Weiterentwicklung des Faches an: „Die Kunstvermittlung im Museum beschäftigt sich gerade intensiv damit, wie gute Kunst- und Museumspädagogik zu leisten ist. Mit unserem Ansatz, die normativen Orientierungen der Pädagogen zu thematisieren, setzen wir bei den Pädagogen und ihrer Reflexivität an und zielen auf die pädagogischen Interaktionen in der Praxis“, so Fabian Hofmann, Professor für ästhetische Bildung und Erziehung in der Kindheit an der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf.
Literatur
Fuchs,
Max: „Qualität“ – Eine
Leitformel zwischen Entwicklungsimpuls und Kampfbegriff.
In: Kulturelle Bildung Online, o. P. 2014.
Fuchs,
Max: Was ist „pädagogische
Qualität“? Überlegungen und
Antwortversuche. In: Kulturelle Bildung Online, o. P. 2015.
Klieme, Eckhard/Tippelt, Rudolf: Qualitätssicherung im
Bildungswesen. Eine aktuelle Zwischenbilanz. In: Zeitschrift
für Pädagogik, 54 (53.
Beiheft)
2008, S. 7–13.
Liebald, Christiane (Hg.): Studie zur Qualitätssicherung in
der Kulturellen Bildung. Bestandsaufnahme zu Instrumenten der
Qualitätssicherung in der Kulturellen
Bildung, Weiterbildung, Ganztagsschule und in Kindertageseinrichtungen;
Fachbeiträge zu verschiedenen Qualitätsdimensionen
und Evaluationsverfahren in der Kulturellen Bildung. Remscheid (BKJ)
2010.
Prenzel, Manfred/Ray, Johanna: Bildungsqualität,
Bildungsforschung und Kulturelle Bildung. In: Bockhorst,
Hildegard/Reinwand-Weiss, Vanessa-Isabelle
& Zacharias, Wolfgang (Hg.): Handbuch
kulturelle Bildung. München (kopaed)
Rat
für Kulturelle Bildung: Schön, dass ihr da seid.
Kulturelle Bildung: Teilhabe und Zugänge. Essen (Rat
für Kulturelle Bildung) 2014.
Zitationsvorschlag:
Hagenberg, Julia, Hofmann, Fabian, & Riemenschnitter, Lucia (2018).
Pädagogische Qualität in der Kunstvermittlung. Ein Projekt der
Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und der Fliedner Fachhochschule
Düsseldorf.
BDK-Mitteilungen(1), S. 31.